Zack, weggeklickt. Noch bevor dein sorgfältig formulierter Jobtext überhaupt zu Ende gelesen wird, hat sich jemand anders entschieden. Und du fragst dich: Woran lag’s?
Willkommen in der Realität des heutigen Arbeitsmarkts.
Stellenanzeigen sind heute keine Infozettel mehr – sie sind Teil deiner Markenkommunikation, deiner digitalen Präsenz und deines Recruiting-Erfolgs. Wer denkt, man müsse nur Aufgaben und Anforderungen auflisten, der hat den Wandel verschlafen.
Erfolgreiche Stellenausschreibungen sind heute Marketingtext, Visitenkarte, Einladung und Überzeugungsarbeit in einem. Und ja, sie sind anspruchsvoll. Aber sie lohnen sich. Wenn du dich traust, ehrlich und kreativ zu kommunizieren.
Klingt dramatisch, aber ist wahr:
Deine Stellenausschreibung kann der erste – und leider auch der letzte – Kontakt mit potenziellen Mitarbeiter:innen sein.
Warum?
Eine Anzeige, die nicht sofort hängen bleibt, verliert.
Deshalb brauchst du mehr als einen informativen Text. Du brauchst eine klare Haltung, einen spannenden Einstieg und echte Substanz.
Eine gute Anzeige beginnt nicht mit dem Schreiben. Sie beginnt mit dem Denken.
Bevor du tippst, klär für dich:
Denn eine Anzeige für Azubis sollte anders klingen als eine für Abteilungsleitungen. Wer zu generisch schreibt, spricht niemanden konkret an – und verliert somit alle.
👉 Nutze Persona-Profile oder Erfahrungswerte deiner HR-Abteilung. Oder – Geheimtipp – frag direkt deine Mitarbeitenden: „Warum bist du damals zu uns gekommen? Was hat dich angesprochen?“
Hier ein bewährter Aufbau, der Leser:innen Orientierung gibt – und dich beim Schreiben unterstützt:
Ein Satz, der überrascht, berührt, oder eine Frage stellt. Kein Standard, sondern ein echter Aufhänger.
Kurze Vorstellung. Wofür stehst du? Was ist besonders bei dir? Aber bitte keine „innovativen Marktführer“ – sondern ein echter Einblick.
Was genau ist zu tun? In welcher Abteilung? In welchem Team? Welche Verantwortung?
Was sollte jemand mitbringen? Priorisiere. Was ist wirklich notwendig? Was ist nett zu haben?
Was bekommt man bei euch – neben Gehalt? Fokus auf Kultur, Entwicklung, Benefits und Arbeitsweise.
Was passiert nach dem Klick? Wie schnell meldet ihr euch? Gibt es Besonderheiten (z. B. Bewerbung ohne Anschreiben)?
Formuliere aktiv. Lade zur Kontaktaufnahme ein. Mach’s einfach.
„Wir suchen eine/n motivierte/n…“ – Augen zu und durch? Lieber nicht.
Was du stattdessen tun solltest:
Die Anzeige ist kein Gesetzestext, sondern ein Dialogangebot. Wer klingt wie eine Broschüre, wird auch so behandelt – nämlich ignoriert.
Und: Lieber 2–3 gut gesetzte Emojis als sterile Textblöcke. Beispiel:
👉 Du möchtest was bewegen – wir geben dir den Freiraum dafür. 💡
Der Einstieg ist der „Türöffner“. Verspielst du den, ist der Rest egal. Und ja – das klingt hart, ist aber Realität.
Hier einige Einstiegsbeispiele, die funktionieren:
Merke:
Der Einstieg ist nicht der Ort für die Jobbezeichnung. Sondern für Interesse, Emotion und Verbindung.
Die typische Aufgabenliste liest sich oft wie ein Protokoll:
Was bedeutet das bitte konkret?
Besser:
Du beantwortest Kundenfragen per Mail, klärst Rückfragen direkt mit dem Projektteam und bringst deine Ideen bei der Umsetzung neuer Konzepte aktiv ein.
Tipp:
Schreib Aufgaben als kleine Alltagsszenen. Zeig, wie der Job sich anfühlt. Das ist greifbar – und überzeugt.
Hier verlieren viele gute Bewerber:innen den Mut. Warum? Weil sie das Gefühl haben, sie erfüllen nicht alles.
Statt langer Wunschzettel:
Beispiel:
✅ Erste Erfahrung im Projektmanagement
✅ Du kannst mit Kunden kommunizieren – auch wenn’s mal stressig wird
➕ Wenn du WordPress oder Canva kennst: umso besser
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Floskeln wie „abwechslungsreiche Aufgaben“ oder „junges Team“ sind durch. Ehrlich.
Frage dich stattdessen:
Mögliche echte Vorteile:
Und: Sag nicht nur, dass ihr „Wert auf Teamgeist legt“. Zeig es durch Beispiele.
Text allein ist heute oft zu wenig. Wer Stellenanzeigen visualisiert, bleibt eher im Gedächtnis.
Ideen für visuelle Elemente:
Und ganz ehrlich: Auch das Layout entscheidet. Ein übersichtlicher, schön formatierter Text wirkt seriöser – und wird eher gelesen.
Der letzte Abschnitt ist dein Call-to-Action. Und hier bitte nicht nur ein Link zum Bewerbungsformular. Sondern:
Du kannst auch auf ein kurzes Video verlinken, in dem du den Job oder das Team vorstellst. Das bringt Nähe – und reduziert Barrieren.
1. Wie finde ich den richtigen Ton für meine Anzeige?
👉 Überlege, wie du mit den zukünftigen Kolleg:innen am Kaffeeautomaten sprechen würdest. Authentisch, freundlich, direkt.
2. Sollte ich gendern – und wenn ja, wie?
👉 Ja, unbedingt. Schreib z. B. „Mitarbeiter:in“ oder nutze den Gender-Stern. Alternativ: „(m/w/d)“ ergänzen. Wichtig ist: inklusiv, aber lesbar.
3. Was ist besser – Du oder Sie?
👉 Das hängt von der Zielgruppe und Unternehmenskultur ab. Faustregel: Wer intern duzt, sollte auch extern duzen. Aber bitte konsequent.
4. Was tun, wenn ich keine außergewöhnlichen Benefits habe?
👉 Ehrlichkeit gewinnt. Zeige, was euch wirklich ausmacht – auch wenn’s „nur“ eine gute Teamkultur und faire Bezahlung ist. Hauptsache: authentisch.
5. Wie oft sollten Stellenanzeigen überarbeitet werden?
👉 Spätestens alle 3 Monate. Sprache, Markt und Erwartungen verändern sich – bleib aktuell.
6. Was tun, wenn keine Bewerbungen kommen?
👉 Analyse! Liegt’s am Text, der Zielgruppenansprache, der Plattform oder der Stelle selbst? Teste A/B-Varianten, ändere den Einstieg, reduziere Anforderungen – und hol dir ehrliches Feedback.
Eine gute Anzeige verkauft keine Luftschlösser. Sie zeigt ehrlich, was dich als Arbeitgeber:in ausmacht. Und das ist oft mehr, als du denkst.
Erfolgreiche Stellenausschreibungen sind wie Einladungen. Du kannst sie neutral halten – oder so formulieren, dass jemand wirklich Lust bekommt, zu dir zu kommen.
Wenn du bereit bist, deine Sprache zu verändern, wirst du auch die Bewerber:innen verändern, die sich melden.
Und das ist es doch, worum’s geht, oder?