Am 28.11. ging es an der FOM Aachen um den Fach- und Arbeitskräftemangel in der Region. Im neu geschaffenen Format „FOM & Friends“ diskutierten ausgewiesene Expertinnen und Experten über die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt, Gründe für Probleme und sich ergebende Lösungsansätze. Das Aachener Hochschulzentrum der FOM Hochschule hatte sich mit seinem Kooperationspartner Aachener Zeitung zusammengetan und lud 60 Interessierte ins Campus Forum des Medienhauses Aachen ein.
Auf dem Podium diskutierten Julia Tran (COO Medienhaus Aachen), Heike Borchers (Geschäftsführerin IHK Aachen), Dr. Mirijam Buhr (Leiterin Personal, Forschung und Lehre MedAix Aachen), Iris Wilhelmi (Geschäftsführerin digitalHUB Aachen e.V.), John Mee (Geschäftsführer Delphi digital GmbH) und Oliver Wittig (Pflegedirektor Luisenhospital Aachen) über die beiden Leitfragen, wie sich der Fach- und Arbeitskräftemangel in den jeweiligen Branchen und Bereichen zeigt und mit welchen Mitteln und Wegen Abhilfe geschaffen werden könnte.
Alle waren sich schnell einig, dass das Thema des Abends zu einem der drängendsten Probleme unserer Zeit gehört. Von Gewerkschaften bis zu den Arbeitgeberverbänden werden die potenziellen Folgen des sich abzeichnenden Mangels an Arbeitskräften als noch gravierender als die der Inflation beschrieben. Und so zeichnete sich auf der Bühne auch ein Bild, welches die Situation nüchtern beschreibt. Es fehlt an Bewerbenden für Ausbildungsberufe, Pflegekräften, Physiotherapeuten aber auch an kaufmännischen Mitarbeitenden. „Während wir die Stellen für die Volontariate besetzt bekommen, ist es oft schwer zu vermitteln, dass es im Medienaus auch viele Mitarbeitende in der Verwaltung gibt. Hier ist das Recruiting schwer.“ berichtet Julia Tran. Für John Mee ist hierbei dann das auf die Zielgruppe zugeschnittene Recruiting und der passende Medieneinsatz wichtig. Oliver Wittig berichtet, dass oftmals auch Wissen über Berufe bzw. ein realistisches Bild über die Tätigkeit fehle. Der Moderator Prof. Minten – Wissenschaftlicher Gesamtstudienleiter am Hochscvhulzentrum der FOM in Aachen – stellte die Frage, ob es denn wirklich einen Fachkräftemangel gebe oder in Wahrheit einen Mangel an attraktiven Arbeitsbedingungen. Während einige in der Runde beide Probleme sehen, bot Heike Borchers einen Kompromiss. Sie sprach sich dafür aus, dass die Gestaltung von Arbeit für beide Seiten – also Arbeitsgebende und Arbeitnehmende – fair sein müssten. Man könne nicht alle Rahmenbedingungen der Arbeit nur nach den Wünschen der Arbeitnehmenden ausrichten, auch wenn diese am Markt nur schwer zu finden sind. Dr. Buhr sah die Idee, dass der Mangel an Arbeits- und Fachkräften sogar ein potenzieller Glücksfall für Arbeitnehmenden sein, kritisch. Natürlich ergäben sich weitere Verbesserungspotentiale aber auch andere Interessensgruppen wie Patienten und kranke Menschen hätten das Recht auf eine gute Behandlung.
Beim Sammeln von möglichen Lösungsansätzen wurden die Expertinnen und Experten kreativ und zeigten sich offen in viele Richtungen. Neben dem inhaltlichen Aufklären über Berufsbilder könne dabei vor allem auch die Gesellschaft helfen. „Die Wertschätzung für Tätigkeiten spielt eine entscheidende Rolle. Wenn wir an die Gastronomie denken, sind wir alle die Rahmenbedingung von Arbeit und beeinflussen damit, ob sich Arbeitnehmende in ihrem Job wohl fühlen.“ Sagte Heike Borchers. Auch Iris Wilhelmi bestätigt, dass sich gesellschaftliche Bedingungen und Rollenbilder ändern müssten. Darüber hinaus spielen faire Bezahlung, Urlaubsgestaltung und der Tätigkeit angemessene Ruhezeiten eine wichtige Rolle. Auch die Politik muss nach Expertenmeinung deutlich vereinfachte Zugangsbedingungen für Fachkräfte aus dem Ausland schaffen. Letztlich kann auch Weiterqualifizierung und berufsbegleitende Bildung, wie die FOM Hochschule sie anbietet, helfen, qualifizierte Stellen zu besetzet und Menschen neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten.